Flughelferübung Kirchehrenbach

„Funkenflug“ war der Titel einer bisher einmaligen Einsatzübung in der Region Forchheim: Gemeinsam mit der Bayerischen Polizeihubschrauberstaffel, der Flughelfergruppe der Feuerwehr Bayreuth, der Luftrettungsstaffel Bayern e. V. und der privaten Hilfsorganisation @fire haben die Kirchehrenbacher Einsatzkräfte eine Waldbrandübung durchgeführt. Prominente Gäste und Beobachter waren Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sowie Landrat Herrmann Ulm. Beide zeigten sich beeindruckt von der Leistung der Einsatzkräfte und lobten das Engagement. „Das Thema Waldbrandbekämpfung ist wichtig und daher danke ich Ihnen alle hier für Ihr Engagement und die Zeit, die sie dafür heute opfern“, sagte der Staatsminister zur Begrüßung am Samstagnachmittag zu den etwa 55 Beteiligten. 

Grund für die Übung und im Mittelpunkt stand – als Abschluss der seit 2019 laufenden internen Weiterbildung rund um das Thema Vegetationsbrandbekämpfung – die Umsetzung der erlernten Einsatztechniken und das Vorgehen mit der neuen Ausrüstung, vom Handwerkzeug über Löschrucksack bis hin zu den sogenannten D-Schläuchen und Strahlrohren. Zum anderen bot die parallellaufende Brandbekämpfung aus der Luft einen einmaligen „Blick über den Tellerrand“. Die 24 Kirchehrenbacher Frauen und Männer konnten einen Einblick gewinnen, wie die sogenannten Flughelfergruppen im Einsatz mit den Hubschraubern der bayerischen Polizei zusammenarbeiten. Sie nahmen die Möglichkeit gerne an, die ohnehin geplante Übung zu unterstützen bzw. für ein eigenes Training zu nutzen.

Weitere interessierte Beobachter waren 2. Bürgermeister Michael Knörlein, 3. Bürgermeister Konrad Galster, Gemeinderat Johannes Schnitzerlein sowie Kreisbrandrat Oliver Flake mit mehreren Vertretern der Kreisbrandinspektion. Kommandant Sebastian Müller führte sie sowie Innenminister, Landrat und Medienvertreter durchs Gelände und erläuterte die einzelnen Bereiche.

@fire sorgt für Ausgangslage: Echtes Feuer im Wald

Im Gemeindewald, oberhalb der Kreisstraße Richtung Leutenbach, war es zu einem Feuer gekommen. Um die reale Darstellung kümmerte sich ein neunköpfiges Team der gemeinnützigen Hilfsorganisation @fire unter Leitung von Thorsten Sprenger. Der Verein ist führend im deutschsprachigen Raum was die Vegetationsbrandbekämpfung betrifft. Zum Repertoire gehörte erst vor wenigen Wochen die Entsendung von vier Fachberatern gemeinsam mit deutschen Feuerwehren in die Waldbrandregionen Griechenlands.

Luftbeobachter meldet Rauchentwicklung

Wie in der Realität auch möglich, startete die Einsatzübung am Samstagnachmittag – während der Begrüßungsrunde – durch einen Funkspruch von „Kater Oberfranken 15/3“, dem schnellen Einsatzhubschrauber der Luftrettungsstaffel Bayern e. V. Am Steuer: Luftbeobachter Jörg Herrmannsdörfer. An besonders feuergefährlichen Wochenenden übernimmt die Luftrettungsstaffel ehrenamtlich auf Anordnung der Bezirksregierungen die Überwachung der Wälder aus der Luft. Seit Ende der 1960er Jahre gibt es dieses „Katastrophenschutz-Instrument“ in Bayern.

Die Kirchehrenbacher Einsatzfahrzeuge wurden vom Luftbeobachter zur Brandstelle gelotst, nach der Erkundung durch den Einsatzleiter, wurden die ersten Trupps mit Handwerkzeug und Löschrucksack vorgeschickt, um die unmittelbare Ausbreitung zu verhindern und durch Flugfeuer entstandene „Spots“ abzulöschen. Weitere Kräfte entfernten brennbares Busch- und Grasmaterial entlang einer Fuhre und verlegten eine sogenannte „Wassergasse“ mithilfe von D-Schläuchen, im unwegsamen Gelände um ein vielfaches leichter als die bei Gebäudebränden verwendeten etwas größeren C- und B-Schläuche zu handhaben.

Flughelfer und Hubschrauber unterstützen Bodenkräfte

Rund 400 Meter entfernt, auf einer Wiese, hat sich wenige Minuten später die Flughelfergruppe der Feuerwehr Bayreuth mit vier Einsatzfahrzeugen niedergelassen. Sie ist eine von 17 Spezialeinheiten in Bayern und dafür da, den Einsatzabschnitt „Luft“ zu bilden (Fliegerische Einsatzleitung). Von hier aus wird die Kommunikation mit den Piloten koordiniert. Des Weiteren können die Flughelfer Landeplätze für Hubschrauber sicher einrichten und organisieren. Sie bringen die erforderliche Ausrüstung mit (Transportboxen für Material und Löschwasserbehälter für den Hubschrauber), in Bayreuth sind u.a. zwei 900 Liter-Löschwasserbehälter stationiert.

Realer Einsatz statt Übung

Geplant war in drei Schritten zuerst Personal der Flughelfergruppe zum Waldbrand zu fliegen und dann per Seilwinde abzusetzen. Anschließend wären zuerst Ausrüstung transportiert und dann Löschabwürfe trainiert worden – dazu kam es allerdings nicht mehr. „Edelweiß 2“ wurde zum Transport eines schwerverletzten Motorradfahrers wenige Kilometer entfernt angefordert. Innerhalb weniger Minuten konnten Patient samt Notarzt aufgenommen und ins Klinikum geflogen werden. Darauf folgte bei Bamberg eine weitere reale Anforderung des Polizeihubschraubers, so dass den beiden Piloten nur noch ein kurzer Abstecher nach Kirchehrenbach am Abend möglich war.

„Das Zusammenspiel zwischen örtlicher Feuerwehr, Flughelfergruppe und dem Hubschrauber hat uns ausbildungstechnisch wieder sehr viel gebracht. Es ist wichtig, dieses Vorgehen wieder und wieder zu trainieren. Der Ernstfall kann schneller kommen, als uns lieb ist“, erklärte Lucas Lauterbach von der Feuerwehr Bayreuth. „Die Möglichkeit, sich dieser Übung anzuschließen, war für uns eine gute Trainingsmöglichkeit, vor allem nach den Einschränkungen durch die Pandemie“. Und trotz der echten Anforderungen war Polizeihauptkommissar Michael Waldmüller gerne wieder nach Kirchehrenbach gekommen. „Unsere Planung und Vorbereitung war top - aber der Notfall geht ganz klar vor“, sagte er am Abend.

Im Ernstfall würde die Anforderung von Hubschraubern für die Brandbekämpfung aus der Luft über die Leitstelle beim Lagezentrum des Innenministeriums mit dem genauen Einsatzauftrag erfolgen. Dabei muss die kostentragende Stelle, in der Regel die Gemeinde, informiert werden. Die dann ebenfalls nötige Flughelfergruppe übernimmt den Part der Fliegerischen Einsatzleitung. Sie ist der Einsatzleitung vor Ort unterstellt und berät rund um einsatztaktische Möglichkeiten der Luftunterstützung und plant die Umsetzung.

Unterstützt worden sind die Kirchehrenbacher bei der Übung von der Feuerwehr Forchheim: Deren Tanklöschfahrzeug (4.000 Liter Wassertank) hätte den Außenlastbehälter für die Löschabwürfe versorgt und gleichzeitig den Brandschutz am Landeplatz sichergestellt. Das ebenfalls mitgebrachte geländegängige Kleinlöschfahrzeug (UTV = Utility Task Vehicle) transportierte Personen zwischen Einsatzstelle und Landeplatz. Außerdem war – zur Absicherung der eingesetzten Kräfte – die Bergwacht Forchheim mit zwei Helfern vor Ort. Die Freunde des THW-Ortsverbandes unterstützten beim Transport der Gästegruppe vom Feuerwehrhaus ins Gelände.

Gemeinsam mit Polizeihauptkommissar Michael Waldmüller von der Hubschrauberstaffel, Lucas Lauterbach von der Bayreuther Feuerwehr-Flughelfergruppe sowie Thorsten Sprenger von @fire organisierte und bereitete Kommandant Sebastian Müller die Übung vor.

Ein besonderer Dank geht an die Gemeinde für die zur Verfügung gestellte Waldfläche sowie die Familie Hofmann, die eine Wiese als Lande- und Materialplatz problemlos zur Verfügung gestellt hat.

 

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Text: Freiwillige Feuerwehr Kirchehrenbach (www.feuerwehr-kirchehrenbach.de)

Bilder: Feuerwehr Bayreuth