Brandnachschau Gontardstraße

Zur Kontrolle einer bereits von Anwohnern gelöschten Feuerstelle wurde am Freitagabend gegen dreiviertel acht das Hilfeleistungslöschfahrzeug der Ständigen Wache alarmiert.

 

Vor einem Wohnhaus war ein Aschenbecher in Brand geraten, den ein Anwohner selbst mit einem Gartenschlauch ablöschen konnte. Da dieser aber nahe an der Hausfassade stand und nicht auszuschließen war, dass diese in Mitleidenschaft gezogen wurde, forderte er richtigerweise die Feuerwehr an. Die vier angerückten Kameraden der Ständigen Wache kontrollierten vor Ort den betroffenen Bereich der Fassade mit einer Wärmebildkamera und öffneten ihn, um gezielt mit Wasser zu kühlen.
Nach ca. 15 Minuten war der Einsatz für die Feuerwehr erledigt, die Kameraden konnten wieder einrücken.

Dieser Einsatz zeigt die aus Sicht der Feuerwehr immer größer werdende Problematik, die bei Neubauten und auch zunehmend mehr Altbauten entsteht. Die Häuser werden von immer dickeren Isolierungsschichten eingehüllt, was aus Energietechnischer Sicht natürlich Sinn macht, für die Feuerwehr aber doch problematisch werden kann. Denn das Brandverhalten von Wärmeisolierungen ist ein von verschiedenen Stellen kontrovers diskutiertes Thema. Gerade die zur Wärmedämmung eingesetzten kostengünstigen Kunststoffschäume wie Polyolefinschäume, EPS (expandiertes Polystyrol), XPS (extrudiertes Polystyrol) oder PUR-Schaum (Polyurethanschaum) sorgen für Diskussionen.
Die Materialien an sich, also sowohl PS als auch PUR, sind grundsätzlich entflammbar und brennen mit hell gelber Flamme unter starker Rauchbildung ab. Problematisch ist vor allem das Abtropfen des, durch die Hitze des Brandes, geschmolzenen Materials, was zu einer Ausweitung des Feuers führen kann. Dem wirkt die Industrie mit der Beimischung verschiedener Zusatzstoffe, sogenannter Additive, wie Flammschutzmitteln entgegen, die durch chemische Reaktionen eine Zersetzung des Materials und eine Brandausbreitung verhindern bzw. verzögern. Doch auch die mit Zusatzstoffen versehenen Materialien sind unter Einwirkung einer starken Zündquelle entflammbar und setzen durch die Zersetzung der Additive giftige, gesundheitsschädliche Stoffe frei.
Von Seiten des Gesetzgebers gibt es Vorschriften, die besagen dass beim Hausbau zum Einsatz kommende, schwer entflammbare Dämmmaterialien, wie z.B. EPS, auch bei größerer Zündquelle nicht zu einer schnellen Brandausweitung führen dürfen. In großangelegten Versuchen wurde gezeigt, dass ein Übergreifen auf die Fassade bei einem Brand innerhalb des Gebäudes erst nach ca. 12 Minuten erfolgt. Bei Brandherden außerhalb bzw. neben dem Gebäude kann dies allerdings deutlich schneller geschehen. Hier vergehen nur etwa 3 bis 7 Minuten bis die Fassade in Mitleidenschaft gezogen wird. Um eine Ausweitung innerhalb der Fassade zu verhindern, werden daher als weitere Sicherheitsmaßnahme, in regelmäßigen Abständen, Schichten aus Mineralwolle eingesetzt, die nicht brennbar ist, und somit als Barriere fungiert. Auch in Bereichen um Fenster und in Türstürzen, also Angriffsflächen für das Feuer um in die Fassade einzudringen, soll Mineralwolle zum Einsatz kommen.
Befolgt man diese Richtlinien und verbaut die richtigen Materialien in korrekter Art und Weise, so sind sich die meisten Experten einig, geht von der Wärmeisolierung keine besondere Gefahr für die Bewohner eines solchen Hauses im Brandfall aus. Auch die Feuerwehr soll mit einem eventuellen Brand gut umgehen können. Wer dennoch beunruhigt ist, und den Studien nicht traut, hat die Möglichkeit auf andere Materialien zu setzen, die aber nicht ganz so kostengünstig sind wie z.B. EPS.

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Text: Felix Lindner - Pressesprecher Feuerwehr Bayreuth
Bilder: Feuerwehr Bayreuth

Quelle Bild 3: DK-Westment http://www.dk-westment.de/wdvs_profi_blog.htm

Quelle Bild 4: http://www.selbst.de/bauen-renovieren-artikel/energie-sparen/fassaden-daemmung/hartschaumplatten-zur-fassadendaemmung-151845.html